Die Geschichte der Schule Sterley
Die Geburtsstunde der Dörfergemeinschaftsschule Sterley.
Die demokratische Neuordnung nach dem Kriege hat den Gemeinden eine weitgehende Garantie für ihre Selbstverwaltung gebracht. Die Bundesländer haben in ihren Parlamenten die gesetzlichen Grundlagen dafür geschaffen.
Schwerpunkte bei den Selbstverwaltungsaufgaben in Schleswig-Holstein bildeten in den sechziger Jahren die Verwaltungsstruktur mit der Neuorganisation der Ämter und das Schulwesen.
In unserem Raum, der durch die nahe Zonengrenze geprägt war, gab es durch die verhältnismäßig dünne Besiedlung Probleme. Der verständliche Wunsch nach möglichst großer Eigenständigkeit rieb sich ständig mit der Forderung nach effektiven Größenordnungen. Im Bereich der Ämter ist schließlich das Amt Gudow-Sterley entstanden mit dem Amtssitz in Gudow. Unsere ländliche Struktur erwies sich auch für die Schaffung größerer und leistungsfähigerer Schulsysteme als Schwierigkeit.
Die Schule in jedem Dorf war die Regel. Den Pädagogen und Schülern wurde viel abverlangt mit der gleichzeitigen Unterrichtung mehrerer Jahrgänge in einem Klassenraum.
Ziel der betriebenen Neuordnung war deshalb in erster Linie die Schaffung von Jahrgangsklassen.
Diese Planung mußte sich zwangsläufig mit den Konsequenzen auseinandersetzen, neue Schulen zu bauen und die Kinder aus den einzelnen Dörfern dorthin zu befördern. Dabei fiel den Gemeinden die Aufgabe ihrer Schule gewiß nicht leicht und man konnte leicht in den Sog städtischer Einzugsbereiche geraten, bei deren Bestreben, sich das Umland einzuverleiben.
Ende 1967 erließ der Kultusminister Vorschriften über die Größen der Schulen. Das Kreisschulamt und der Kreistag wurden tätig. Zum Glück gab es im Bereich des damaligen Amtes Sterley Einigkeit darüber, daß Grund- und Hauptschule auf dem Lande bleiben sollten. Sie sollten auf jeden Fall ihre Funktion als kultureller Mittelpunkt bewahren und ihre Arbeit als Bildungsstätte im Einvernehmen mit den Gemeinden als Schulträger und den Eltern im Rahmen der gemeinsamen Verantwortung für die Kinder leisten.
Natürlich gab es bei aller Einsicht in die Notwendigkeit der Konzentration in den Dörfern viel Überzeugungsarbeit zu leisten. Viele Stunden wurde mancherorts heiß diskutiert. Als Ergebnis wurde als erster Schritt die Gründung des Schulverbandes Sterley-Seedorf beschlossen.
Die vorhandenen Schulen in Sterley, Seedorf und Hollenbek dienten den Schulkindern aus allen 7 Gemeinden des Amtes. Durch einen gemeinsam getragenen Schülertransport konnten so effektive Unterrichtsklassen entstehen. Nach Vorliegen der Schulbauplanung des Landes zeichnete sich ab, daß es im Bereich des neuen Amtes nur eine Hauptschule geben konnte.
Die Gemeinden des Amtes von Salem bis Langenlehsten hatten nun die Aufgabe, eine Lösung zu finden. Die Bürgermeister trafen sich und verständigten sich nach langer Diskussion darauf, daß der Standort der neuen Hauptschule in Sterley sein sollte. Im Kreistag gingen die Wogen hoch. Unsere Planung wurde attackiert. Anträge wurden gestellt, den Bereich Salem nach Ratzeburg einzugliedern und als Standort statt Sterley nun Gudow zu wählen. Zum Glück waren die Mehrheitsverhältnisse so, daß beides abgelehnt wurde.
Mit der schließlich genehmigten Planung war der erste Schritt getan. Die Maßnahme wurde im Schulbaukontingent untergebracht, und wir mußten nun die Finanzierung sichern. Dabei half uns der damalige Innenminister Titzek, in dem er den Gemeinden einen großen Batzen durch eine Sonderbedarfszuweisung abnahm. Von den Gemeinden des früheren Amtes Gudow hat sich damals nur Lehmrade angeschlossen. Dadurch mußte das Raumprogramm teilweise reduziert werden.
Als letzter Bauabschnitt konnte einige Zeit später die Sporthalle hinzugefügt werden. Damit war eine Bildungsstätte geschaffen, die eine optimale Aufgabenerfüllung ermöglichte. Sie ist in erster Linie das Werk verantwortungsvoller Kommunalpolitiker und Pädagogen und dient den jungen Menschen dieser Region, die auch den Namen „Zonenrandgebiet“ ablegen konnte.
Heinrich Hagemann